Zur Startseite

Magnus Zeller

1888 Biesenrode - 1992 Berlin
Zeller ist nicht in engerem Sinne der Havelländischen Malerkolonie zuzurechnen. Als Bildthemen dominieren Allegorien des Weltgeschehens, Kriegserlebnisse, Verwerfungen des Großstadtlebens, christliche Ikonografie, Menschenbild und Mystisches. Dennoch hat Zeller auch Landschaften des Havellandes, zumal vom Schwielowsee, geschaffen. Der wurde ihm ab 1937 zur Heimat, als er sich in Caputh ansiedelte, um zunehmenden Restriktionen der nationalsozialistischen Kulturpolitik und dem heraufziehenden neuen Krieg auszuweichen. Hier entstanden seit 1938 im Geheimen seine antifaschistischen Hauptwerke und etablierte sich 1962 ein Malzirkel. Dieser war zwar mit einer Malerkolonie nicht gleichzusetzen, aber es fand sich unter Zellers Leitung eine Gemeinschaft unterschiedlicher Temperamente zusammen, die der Wunsch einte, aus dem reichen Erfahrungsschatz eines Jahrhundertkünstlers zu schöpfen.

Dominik Bartmann

Kurzbiografie

1888
9. August Geburt von Herbert Magnus Friedrich Zeller als Sohn des Pfarrers Friedrich Samuel Zeller (1860-1909) und seiner Ehefrau Emma Helene, geb. Breuning (1866-1958), in Biesenrode bei Mansfeld
ca. 1906
Nach Beendigung der Schule autodidaktische Malversuche. Durch Vermittlung des mit der Familie Zeller verwandten Malers Reinhold Lepsius Vorstellung bei Lovis Corinth.
1908
Eintritt in die Studien-Ateliers für Malerei und Plastik in Charlottenburg als Schüler von Corinth; Freundschaft mit Klaus Richter.
1911
Mit Richter Einrichtung eines Ateliers in der Elsässer Straße (heute: Torstraße) in Berlin. Vermittlung eines Stipendiums der Hochschule für die bildenden Künste in Charlottenburg durch Arthur Kampf und Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau.
1912
regelmäßige Teilnahme an den Ausstellungen der Berliner Secession Verlobung mit Marie Zimmermann, Fotografie-Studentin an der Lette-Schule in Schöneberg ab September bis Sommer 1913 mit Richter in Paris (Wohnung: XIV, 15 Rue Delambre)
1913
Mitglied der Berliner Secession und im Verein Berliner Künstler
1914
Kollektivausstellung bei Paul Cassirer Reise in die Schweiz und nach Italien nach Kriegsausbruch Rückkehr nach Deutschland Übertritt zur Freien Secession (bis ca. 1920).
1915
April/Mai Einberufung zum Militärdienst; Armierungssoldat. Im Herbst Heirat mit Marie Zimmermann.
1916
Versetzung zum Oberkommando Ost nach Kowno (heute: Kaunas) und zeitweise nach Białystok im damaligen russischen Gouvernement Litauen Anschluss an einen von dem Offizier Hans Frentz gebildeten Kreis aus Intellektuellen und Künstlern (u.a. Richard Dehmel, Herbert Eulenberg, Karl Schmidt-Rottluff, Hermann Struck, Arnold Zweig) Zeichner bei der „Kownoer Zeitung“, Beteiligung an deren Editionen
1917
Insgeheim Herstellung antimilitaristischer Lithografien in der Druckerei des Oberbefehlshabers Ost. Beteiligung an der Ausstellung „Maler in Ob. Ost“ in Wilna (heute: Vilnius) und Kowno.
1918
Versetzung nach Berlin. Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats der Obersten Heeresleitung. 12. Oktober Geburt der Tochter Susanne, genannt Nanne. 10. November Teilnahme an der Wahl des Rats der Volksbeauftragten im Zirkus Busch.
1919
erstmals, dann 1924-1942 regelmäßige Teilnahme an den Berliner Akademie-Ausstellungen
1926
Reise nach Paris, dort 18. Juli, dort verstirbt seine Frau Marie Zeller. Mitglied der Freien Vereinigung der Graphiker zu Berlin.
1928
Im Sommer in Ahrenshoop an der Ostsee. Ausstellung im Kunstverein Hamburg.
1929
Ausstellung im Städtischen Kunsthaus Bielefeld. Heirat mit Helga Bagge, Gebrauchsgrafikerin aus Hamburg. Im Frühjahr Reise ins Tessin.
1931
15. März Geburt der Tochter Helga Marianne, genannt Hebo. Kollektivausstellungen im Art Institute of Chicago und im Rathaus Berlin-Charlottenburg.
1933
Wahl in den Vorstand der Berliner Secession. Anfangs Kooperation mit der nationalsozialistischen Kulturpolitik; Mitglied im Kampfbund für deutsche Kultur, Delegierter beim Reichswirtschaftsbund bildender Künstler. Anlässlich einer Haussuchung bei Arnold Zweig vermutlich Beschlagnahme von Exemplaren oder Einzelblättern des Mappenwerkes Entrückung und Aufruhr. Beginn antinationalsozialistischer Karikaturen in einem geheimen Skizzenbuch, dem „Bösen Buch“.
1935
Rom-Preis der Berliner Akademie: November (bis Juli 1936) in der Villa Massimo; 15. Oktober Vorwurf einer „der Gegenwart fremden, seelisch krankhaften Grundhaltung“ im „Völkischen Beobachter“. Zurückweisung der angetragenen Mitgliedschaft in der NSDAP durch den Künstler.
1937
Im Juli Bezug des Wohnhauses mit Atelier in Caputh bei Potsdam, Scherlerstraße 4 (heute: Geschwister-Scholl-Straße 8).
1938
Anfang des Jahres in Oberau. Kollektivausstellung im Kunstverein Göttingen. Beginn des im Geheimen entstehenden antifaschistischen Werkes.
1939
19. November Geburt des Sohnes Conrad.
1942
Im Juni Besuch von Karl Schmidt-Rottluff in Caputh. Von der Abteilung Kurmark der Kunstkammer in der Reichskulturkammer vorübergehend als „entartet“ geführt.
1945
Im Juni Gründung der „Antifa“, Ortsgruppe Caputh. 1. Oktober Eintritt in die SPD; ab 1946, durch die zwangsweise Vereinigung mit der KPD in der Sowjetischen Besatzungszone, Mitglied der SED.
1948
Kollektivausstellungen im Haus Salve hospes in Braunschweig (danach Göttingen und Düsseldorf) und beim Kulturbund Potsdam. Ankauf des Gemäldes Der totale Staat (Der Hitlerstaat) durch den Magistrat von Berlin. Wiedersehen mit Arnold Zweig in Berlin. Umzug der Ehefrau Helga mit Sohn Conrad nach Hamburg.
1949
Aufträge für Darstellungen volkseigener Betriebe in der Niederlausitz sowie für Radierungen seitens der Griffelkunst-Vereinigung Hamburg. Teilnahme an der Ausstellung „Mensch und Arbeit“, veranstaltet vom Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, und an der Brandenburgischen Landeskunstausstellung in Potsdam. Förderpreis der brandenburgischen Regierung für seine literarische Arbeit (Novellen).
1951
Verlust des Vorsitzes im Verband Bildender Künstler der DDR. Beteiligung an einem Wandbild-Wettbewerb der Deutschen Akademie der Künste Berlin (Ost) mit Thomas Müntzer; vergebliche Hoffnung auf einen Ankauf durch „Betriebskulturobleute“. Teilnahme an einer „Friedenskunstausstellung“ im Museum am Kupfergraben (ab 1956: Bode-Museum) in Berlin-Ost und einer Ausstellung des Vereins Berliner Künstler in Berlin-West.
1954
Bis 1962 Gemeindevertreter in Caputh. Kollektivausstellung im dortigen Kulturhaus. Im Herbst bei Karl Vollpracht in Detmold.
1962
Verleihung der „Medaille für Teilnahme an den bewaffneten Kämpfen der deutschen Arbeiterklasse in den Jahren 1918-1923“. Bis 1971 Leiter eines vom Kulturbund getragenen Malzirkels in seinem Caputher Atelier (u.a. Ina Brock, Manfred Butzmann, Peter Fritz, Ingo Juffart, Wolfgang Liebert, Marlis Puhlemann, Dieter Sibilis, Veronika Türk).
1966
Beteiligung an den Ausstellungen „Deutsche Kunst 19./20. Jahrhundert“ im Alten Museum in Berlin (Ost) sowie „Revolutionäre deutsche Graphik“ in Budapest, Legújabbkori Történeti Múzeum. Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Caputh. Schwere Erkrankung
1968
Ausstellung in der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle sowie in der Galerie im Turm des Verbandes Bildender Künstler Deutschlands in Berlin-Friedrichshain. Verleihung des „Vaterländischen Verdienstordens der DDR“ in Silber. Ehrenmitglied des Verbandes Bildender Künstler der DDR anlässlich des 80. Geburtstages.
1972
Magnus Zeller verstirbt am 25. Februar in der Charité in Berlin (Ost), beerdigt auf dem Neuen Friedhof von Caputh.
Quellen:
Katalog zur Ausstellung "unbeirrt durch den Wechsel der Ströme" im Museum der Havelländischen Malerkolonie, 30. April bis 28. August 2022, Kurator Dominik Bartmann
Magnus Zeller, Greisenspiele, 1956
Aquarell, 48 x 63 cm
Privatbesitz, WVZ A 1956-8
Magnus Zeller, Vollmond über dem Schwielowsee, 1956
Aquarell, 59 x 42 cm
Privatbesitz, WVZ A 1956-3
Magnus Zeller, Karussel, 1929
Aquarell, 33 x 25,2 cm
Dr. Katharina Brauer-Marquardt, WVZ A 1929-4
Magnus Zeller, Selbstbildnis mit Büdi (Sohn Conrad), 1952
Öl auf Leinwand, 102 x 80 cm
Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte, WVZ G 1952-1

Ausstellungen 

In folgenden Ausstellungen wurden Kunstwerke des Künstlers vorgestellt:
Öffnungszeiten
Mai–Oktober
Do-So 12.00–16.00 Uhr

November–April
Sa+So 12.00–16.00 Uhr

sowie nach Vereinbarung (für Gruppen)

Eintrittspreise
4,00 Euro pro Person
ermäßigt 3,50 Euro pro Person
Kinder unter 14 Jahren frei

Sonderöffnung Museum 15,00 Euro
Führung Museum 20,00 Euro
Führung Museum + Kirche 25,00 Euro
Museum der Havelländischen Malerkolonie
Beelitzer Str. 1 / Ecke Dorfstraße
14548 Schwielowsee / OT Ferch

Tel +49 (0)33209 21025

E-Mail: museum[at]havellaendische-malerkolonie.de
© 2024
Museum der Havelländischen Malerkolonie
crossmenu